Gedanken zum Herbst

Nachricht Ockenhausen, 29. September 2024

Gedanken zum Herbst

Liebe Leserinnen und Leser,

nun ist es Herbst geworden. Die Tage werden kürzer und kühler, aber dafür gibt es Äpfel und Zwetschgen, Trauben und Nüsse, neuen Wein, Zwiebelkuchen. Auch in diesem Jahr freue ich mich auf den Herbst.

Mir fallen Gedichte ein: "Die Blätter fallen wie von weit...", "Im Nebel ruhet noch die Welt...", und "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, ein Birnbaum in seinem Garten stand...".

Wir nehmen Abschied vom Sommer; und wenn es gut geht, gibt es eine grandiose Abschiedsvorstellung in bunten herbstlichen Farben.

Traditionell wird in dieser Zeit Erntedank gefeiert. Durch dieses alte Fest im Kirchenjahr lassen wir uns daran erinnern, dass Hülle und Fülle Anlass zur Dankbarkeit sind. Es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott..., fasst Matthias Claudius kurz und bündig zusammen. Genau genommen, so sagt die biblische Überlieferung, verwalten wir als Menschen nur treu-händlerisch unsere Erde. Die Schöpfung zu bebauen und zu bewahren, das schließt die gerechte Verteilung der Ernte ein - und den Ertrag, den Menschen daraus erwirtschaften. Dazu gehört dann z.B. ein fairer Preis oder ordentliche Arbeitsbedingungen für alle.

Herr von Ribbeck zu Ribbeck aus Fontanes Gedicht geht sogar noch weiter. Er teilt die Ernte seines Birnbaums mit den Kindern des Dorfes: "Und kam in Pantinen ein Junge daher, so rief er: Junge, wiste ne Beer?

Und kam ein Mädel, so rief er: Lütt Dirn, kumm man röwer, ick hebb ´ne Birn."

Indem wir teilen, wo es geht, danken wir auch Gott für alles, was unser Leben reich macht.

Im Zeitalter der Globalisierung und der internationalen Märkte ist es - bei allem guten Willen – aber nicht immer einfach, gerecht zu handeln.

Herr von Ribbeck bietet uns da einen praktischen Anschauungsunterricht und ermutigt durch sein Handeln zu Kreativität und Phantasie: Als er sein Ende nahen fühlt und ahnt, dass seine Erben weniger großzügig sein würden, findet er einen Weg, wie er über den Tod hinaus Birnen verschenken kann. Sein letzter Wunsch ist bekanntermaßen, dass man ihm eine von seinen Birnen mit ins Grab geben solle:

Und die Jahre gehen wohl auf und ab,

längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,

und in der goldenen Herbsteszeit

leuchtet's wieder weit und breit.

Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,

flüstert's im Baum: Wiste ne Beer?

Und kommt ein Mädel, so flüstert's: Lütt Dirn,

kumm man röwer, ick gew' di ´ne Birn.

 

Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen erfüllte, herbstliche Tage, Phantasien für ein gelingendes Miteinander und - bleiben Sie behütet!

Pastor Stephan Pregitzer

Es grüßt:

Stephan Pregitzer
Neudorfer Straße 76
26670 Ockenhausen
Tel.: 04956 1381
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