Andacht zum Advent
Liebe Leserinnen und Leser, waren Sie schon einmal enttäuscht von Gott, bzw. von Jesus?
Viele Menschen haben den Glauben an Gott und an Jesus verloren, weil sie enttäuscht sind. Sie sagen: Ich habe gebetet für meinen kranken Vater, einen guten Freund, eine neue Arbeit, etc. Ich habe auf Gott gehofft, ihm vertraut, aber es ist nichts passiert.
Ich kann diese Enttäuschung gegenüber Gott nachvollziehen und denke manchmal selbst, Hoffentlich wirst du nicht von Gott enttäuscht, wenn jemand sagt: Ich habe gebetet und bin sicher, dass Gott mir helfen wird.
Nicht wenige Christinnen und Christen glauben: Wenn ich nur richtig und mit genügend Glaubenskraft bete, dann hilft Jesus auch mir mit seiner Macht. Dann werde ich wieder gesund … dann kann ich mit seiner Hilfe ein gutes, erfolgreiches Leben führen...
Und nicht selten folgt dann die große Enttäuschung, weil das, worum sie gebetet haben, nicht eingetreten ist. Und die Enttäuschung mündet in Ablehnung und führt manchmal sogar zu Verbitterung.
Es gibt vielleicht noch eine andere Möglichkeit, mit Enttäuschung um-zugehen. Können Sie sich vorstellen, dass Jesus die Menschen damals und heute ganz bewusst enttäuscht? Ich spiele jetzt ein wenig mit dem Wort ent-täuschen. Denn enttäuscht werden ist eigentlich etwas Positives.
Eine Enttäuschung befreit mich von einer Täuschung. Vorher unterlag ich einer Täuschung. Ich hatte mir von dem anderen Menschen ein Bild nach meinen Wünschen zurechtgelegt. Das passiert häufig; man sieht eben das, was man sehen will.
Wenn wir ent-täuscht werden, sehen wir die Wirklichkeit, wie sie wirklich ist. Sie ist dann oft ganz anders, und wir empfinden sie deshalb als hart. Auf Jesus und Gott übertragen heißt das: Viele Menschen machen sich ein Wunschbild von Gott, von Jesus. Aber sie täuschen sich, wenn sie glauben, Jesus sei da, um ihre Wünsche zu erfüllen. Denn genau das will Jesus nicht und deshalb ent-täuscht er uns manch-mal bewusst. Wir sollen kein Wunschbild von ihm anbeten. Jesus selbst macht immer wieder deutlich: Ich tue nicht das, was ihr wollt, sondern ich tue das, was Gott will.
Ich erfülle nicht eure Wünsche, sondern Gottes Willen. Wenn Gott will, dass ich seine Macht durch Wunder zeige, dann tue ich es. Und wenn Gott will, dass ich leide, dann gehe ich auch den Weg des Leidens. Ich finde das sehr wichtig zu unterscheiden.
Liebe Leserinnen und Leser, die Frage, die wir uns nun stellen müssen, ist:
Welchen Jesus laden wir in der Adventszeit ein, zu uns zu kommen - unser Wunschbild, oder Jesus, wie er wirklich ist?
Wem wollen wir unsere Herzenstür öffnen?
Dem, der unsere Wünsche erfüllt, oder dem, der dich und mich zu Gott zurückbringt, weil er Gottes Willen tut und will, dass es dir gelingt, in Gottes Willen zu leben und Du gerettet wirst…?
So, oder so - der, der in der Weihnacht zu uns kommt, ist nicht unser Wunschbild, sondern es ist Gottes Sohn.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszeit.
Pastor Stephan Pregitzer